Signet Gartengestaltung, Hausgärten, Gartenanlagen und Pflanzplanung Signet Christina Dorsch

01. September 2022 – Wenn nicht jetzt, wann dann?

Manches sollte nicht aufgeschoben werden

Gelegenheiten nutzen

Die Gelegenheit für ein gutes Gespräch sollte man nicht ungenutzt verstreichen lassen, jeden Tag Zeit freihalten für Kontemplation, einen Spaziergang, einen Gang durch den Garten. Im Moment, wo die größte Hitze erst mal vorüber scheint und es sogar ein wenig Regen gegeben hat, sollte man jedoch nicht sofort mit der Gartenarbeit beginnen, aufräumen, zurückschneiden, was gelitten hat. Der Vegetation lieber ein bisschen Zeit geben, so manches erholt sich recht schnell, verblüffenderweise. Meine Wiese, die keinen grünen Halm mehr hatte, zeigt schon erste Lebenszeichen. Einige Pflanzen, die alle Flügel hängen ließen, haben sich schon wieder ein wenig aufgerichtet, zum Glück.

Im Herbst Bäume pflanzen

Keinen Aufschub sollte es geben, wenn um neue Baumpflanzungen geht. Es ist dringend erforderlich, wenn der Herbst kommt, Bäume zu pflanzen. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt als den nächstmöglichen, um mehr Grünmasse in unsere Städte zu bringen, mehr Kühlung, mehr Verdunstung. Es kann kein Aufschieben mehr geben, wenn es darum geht, der Überhitzung unserer Lebensräume entgegenzutreten.

Von diesen Baumarten erhoffe ich bezogen auf die Pfalz, die in diesem Sommer eine der heißesten und vor allem trockensten Gegenden in Deutschland war, dass  sie mit den veränderten klimatischen Bedingungen zurecht kommen könnten, in unseren Gärten und in der Stadt:

Elsbeere, Sorbus torminalis; Weißdorn, Crataegus monogyna; Hopfenbuche, Ostrya carpinifolia; Tamariske, Tamarix Arten und Sorten; Gleditschie, Gleditsia triacanthos Sorten; Späth’s Erle, Alnus x spaethii, Eichen, Quercus Arten und Sorten; Blumenesche, Fraxinus ornus; Maulbeere, Morus Arten und Sorten; Zürgelbaum, Celtis Arten und Sorten; Judasbaum, Cercis siliquastrum Sorten, Burgenahorn, Acer monspessulanum; Quitte, Cydonia oblonga Sorten; Eibe, Taxus baccata, Eßkastanie, Castanea sativa.

Dies ist naturgemäß keine vollständige Liste. Jetzt, wo dieser heiße und viel zu trockene Sommer, sich seinen Ende zuneigt, und es sogar in der Pfalz ein wenig vom langersehnten Regen gegeben hat, sollte man die Liste überprüfen und ergänzen um die Gehölze, die gut oder zumindest einigermaßen, die Hitzephase überstanden haben.

Hitze verträgliche Gehölze in meinem Garten

Gebüsche sind von ähnlich großer Bedeutung, wie Bäume. Ein Gebüsch möchte ich so definieren: die, zu einer Einheit untrennbar zusammengewachsenen Gehölze, Bäume und Sträucher, umgeben und eventuell durchdrungen von einem krautigen Saum. Und nicht: eine Ansammlung oder Reihung von einzelnen, und vereinzelt gehaltenen Gehölzen.

In meinem Garten haben ein paar Sträucher diese Zeit besser überstanden als andere. Wohlgemerkt nicht gewässert besser überstanden:

Flieder, Wilde Pflaume, Magnolie, Berberitze, Wildrosen, Zierquitte, Ginster, Feige. Die mediterranen Halbsträucher und Kleinsträucher erwartungsgemäß ebenso: Rosmarin, Zistrosen, Brandkraut, Küchen-Salbei, Lavendel, Thymian. Ebenso: Bartblume, Indigostrauch, chinesischer Gewürzstrauch, ungefüllte, wildrosenartige Kleinstrauchrosen.

Sehr gelitten haben die Holunder, die Ebereschen. Welche Ausfälle es tatsächlich geben wird, sieht man erst im nächsten Jahr. Einige Gehölze haben, um sich zu schützen, schon viel Laub abgeworfen, werden aber im nächsten Jahr wieder austreiben, andere scheinen im Moment noch passabel auszusehen, könnten aber den Schaden mit sich tragen und später aufgeben.

Staudenpflanzungen im Hitzetest

Die größten Ausfälle erwarte ich bei den Staudenpflanzungen. Nicht gewässert sind sicherlich viele Flächen ausgefallen. Wie werden wir damit umgehen, wenn, wie zu erwarten ist, solche Sommer häufig oder sogar als Regel auftreten werden? Wie planen wir in Zukunft Staudenflächen, wenn es erforderlich wird, das Wässern der Gärten im Sommer zu untersagen? Dieses Thema beschäftigt mich nicht erst seit diesem Jahr. Als Gartenplanerin in der Pfalz tätig, einer der wärmsten und trockensten Gegenden Deutschlands, stellte sich diese Frage von Anfang an, sie wird nur immer dringender und wichtiger und beschränkt sich nicht mehr nur auf die Weinbaugebiete.

Wenn nicht jetzt wann dann – neue Ansätze finden

Abgesehen davon, dass es nötig ist, die Pflanzenauswahl standortgemäß so zu treffen, dass die Pflanzungen solche Hitzephasen überstehen können, bin ich der Ansicht, dass es veränderte Herangehensweisen für die Pflanzplanung braucht, gerade auch, was die Staudenplanung betrifft.

Das stringente Durchkombinieren von Schau-Staudenflächen, wo keine Pflanze bleiben darf, die in einer Farbnuance blüht, die nicht im Farbschema vorgesehen war, wo kein Aufwand zu groß ist, um das gewünschte Bild zu erzeugen, sei es der Einsatz von Unmengen von Wasser, Dünger, Pestiziden und Pflege, ist in meinen Augen längst nicht mehr zeitgemäß.

In solchen Pflanzungen, die durchaus sehr beeindrucken können, kommt ein menschlicher Wille zu kompletter Kontrolle zum Ausdruck, den ich im Grunde ablehne. Ich für meinen Teil versuche zu lernen, mit den Standorten zu arbeiten. Dinge zu pflanzen, die an diesem Ort wachsen wollen, denn dann tun sie das auch, wenn es keine unentwegte Pflege gibt.  Dies ist ein grundlegend anderer Ansatz, sowohl in der Planung, der Durchführung und der Erhaltung. Es ist erforderlich dafür Denkmuster aufzubrechen. Zum Beispiel: Pflanzungen nicht als Bilder begreifen, sondern eher als Standorte und Lebensräume, als  3-dimensionale dynamische Gefüge aus Boden, Pflanzen und Tieren, die sich immer in einem Veränderungsprozess befinden. Das Vorhaben, ein Beet, einen Garten zu bepflanzen, mit dem Ziel, es zu einem Optimum zu bringen und es dann dort zu halten, ist nicht nur vollkommen fruchtlos, sondern im Ansatz falsch.

Ich finde Rittersporn wunderschön, werde aber in meinem Garten niemals welchen haben, denn das ginge hier mit meinem ehemaligen Weinberg am Südhang in der Pfalz, wenn überhaupt, nur unter dem Einsatz von beständiger Eingriffe: Bodenverbesserung, Düngung, Wässern, großflächig Schnecken bekämpfen – was ein Paradebeispiel wäre, für das Arbeiten gegen den Standort, nur weil ich gerne Rittersporn hätte. Sobald der Aufwand nicht mehr betrieben würde, wäre der Rittersporn auch schon wieder verschwunden.

Zum Glück liebe ich nicht nur Rittersporn.

 

Alle Fotos aufgenommen am 01.09.2022

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Entwurf: Christina Dorsch

Realisierung: Thomas Borghoff