Signet Gartengestaltung, Hausgärten, Gartenanlagen und Pflanzplanung Signet Christina Dorsch

07. Juli 2020 – gestalten durch zulassen

Gestalten mit Pflanzen kann man auch durch zulassen und steuern.
Das heißt:

entfernen: was nicht passt oder zuviel wird.

Ergänzen: Pflanzen einbringen, die das vorhandene Thema dem Standort gerecht unterstützen.

Zulassen: Pflanzen erkennen, die sich von alleine ansiedeln, oder wie hier von den Vorbesitzern gepflanzt wurden und sich schon lange an der Stelle halten.

Hierzu ein Beispiel aus meinem Garten:

die folgenden Bilder zeigen dieselbe Gartensituation zu verschiedenen Zeitpunkten in diesem Jahr: März, April, Mai und Juli. Der ganze Bereich war durch Sträucher und Brombeeren komplett überwachsen, als ich den Garten übernommen habe. Durch Auslichten ließ sich viel Raum schaffen. Es handelt sich um einen trockenen, teilweise verschatteten Bereich am unteren Ende eines Süd-exponierten, terrassierten Gartens.

Eingebracht habe ich: Euphorbia amydaloides, Helleborus foetidus und corsicus, Lamium orvala, sowie den Zwerg-Geißbart. Alles andere war schon im Garten vorhanden. Die roten Tulpen sind seit Jahren an der Stelle verwildert und seit ich ausgelichtet habe deutlich mehr geworden an der Stelle. Vor den Tulpen blühen an der Stelle blaue Hyacinthen mit der Wolfsmilch zusammen. Beide Kombinationen gefallen mir ziemlich gut.

Im Mai kommt die Weidenblättrige Glockenblume hinzu. Später wandern die Lichtnelken durch den ganzen Garten. Dieses Jahr habe ich ihnen in diesem Bereich großzügig Raum gegeben. Sie mischen sich mit einem rosafarbenen Geranium, von dem ich denke, dass es eine Form von Geranium x oxonianum (oder: G. versicolor?) ist, die sich munter im Garten versamt, sowie einem Roten Klee, den die Wildbienen und Hummeln lieben.

Auf dem Hang über der Wolsmilch kommt jetzt eine wilde Kugeldistel zur Blüte und wird Aspekt-bildend. Richtung Herbst wandelt sich dieser Garten-Streifen nochmals, in feuchteren Jahren kommt dort eine kleine Gruppe der Lampion-Blume zur Geltung mit ihren orangefarbenen Fruchthüllen zusammen mit der Herbstfärbung der Stauden und Sträuchern.

Derselbe Bereich zeigt übers Jahr mehrere, sehr eindrucksvolle Pflanzenbilder und ist dabei ziemlich pflegeleicht, gewässert wird dort nie. Gemäht zweimal im Jahr. Ansonsten muss ich nur die Brombeeren im Zaum halten. Dieses Jahr habe ich bisher nur einmal einen Weg in diesen Bereich hineingemäht. Demnächst, wenn die Lichtnelken verblüht sind und sich ausgesamt haben, werde ich den Bereich komplett mähen, dann kommt der trockene, karge Hochsommeraspekt, bis wieder Regen fällt und alles Richtung Herbst wieder grün wird.

Auch das ist ein wichtiger Aspekt bei der Gestaltung mit Pflanzen. Derselbe Raum wird oft von mehreren Pflanzen in Anspruch genommen, manchmal in Etagen, ineinandergewoben, oder auch kleinräumig nebeneinander. Und diejenigen deren Zeitpunkt im Vegetations-Verlauf gerade gekommen ist, nehmen für eine Weile den ganzen Raum in Anspruch, dann ziehen sie sich zurück und andere übernehmen. Man sollte sich von dem Gedanken trennen, dass man den Pflanzen beim Pflanzen einen Raum zuweist, an dem sie dann für immer bleiben sollen, jede für sich, nebeneinander – das wird der Sache nicht gerecht. Pflanzen treten in der Regel in Vergesellschaftungen auf und bewegen sich auch im Raum.

Mehr Bilder

Entwurf: Christina Dorsch

Realisierung: Thomas Borghoff