Signet Gartengestaltung, Hausgärten, Gartenanlagen und Pflanzplanung Signet Christina Dorsch

23. März 2020 – Ich bin im Garten

Alle Termine sind gestrichen, beruflich und privat, ich bleibe zuhause. Noch nie war mein Garten so wichtig für mich wie gerade in dieser krisenhaften Zeit. Im Moment ist er eine friedliche und sichere Insel.

Noch nie hat mir das so wohlgetan, den Brombeeren und dem Feuerdorn auf den Leib rücken. Auch wenn meine Arme und Beine zerkratzt sind, wie immer nach dieser jährlichen Aktion, hat es meine Stimmung gehoben und die Ängste und Sorgen dieser Tage sind ein wenig in den Hintergrund geraten.

Nachdem also jetzt die groben Arbeiten erledigt sind, wegen der anhaltenden Nässe im Februar später im Jahr als geplant, kann ich mich jetzt den kleinteiligeren Dingen zuwenden, dieses Frühjahr habe ich mir vorgenommen den Stauden-Rückschnitt, speziell der Wildstauden, nicht, bzw. nicht so gründlich zu machen, um etwaige Brut von Wildbienen und Hummeln, die in den abgestorbenen Stielen sein könnte, zu schonen. Das heißt ich muss ein ums andere Mal einen Reflex in der rechten ‚Scheren-Hand‘ unterdrücken und nicht schneiden. Das kostet mich mehr Überwindung als ich vermutet habe – Gewohnheiten sind bekanntlich stark und schwer zu ändern!

Wie sehr freue ich mich gerade über meine liebsten Frühlingsblüten: Anemone blanda, Balkan-Windröschen; Corydalis cava, Hohler Lerchensporn; Chionodoxa forbesii, Schneeglanz; Hepatica nobilis, Leberblümchen; Scilla sibirica, Blausternchen; Helleborus orientalis, Lenzorse; Helleborus foetidus, Nieswurz; Iberis sempervirens, Schleifenblume; Prunus persica und armeniaca, Pfirsich und Aprikose; Chaenomeles Hybriden, Zierquitten, Rosmarinus officinalis Sorten, Rosmarin. Und die Magnolie blüht dieses Jahr in besonderer Pracht.

Auch bin ich sehr zufrieden darüber, dass es mir gelungen ist, an einer sehr schwierigen Stelle die mandelblättrige Wolfsmilch, Euphorbia amygdaloides ssp. robbiae, anzusiedeln, zusammen mit den Hyazinthen und der Nieswurz ergibt dies ein schönes Frühjahrsbild für eine Stelle, die später im Jahr schattig und trocken ist.

Auch da wieder ein Beispiel dafür wie Pflanzen sich ausbreiten: drei ursprünglich gepflanzte Exemplare haben sich durchgesetzt, trotz vorhandenem Efeu, Trockenheit und Schatten – dennoch lässt die Wolfsmilch die Zwiebelpflanzen und die Nieswurz zu. Und was jetzt noch nicht zu sehen ist, auch die Lampionblume, die an diesen trockenen Stellen nicht so viel Kraft hat.

An anderen Stellen in meinem Garten mischen sich unter alten Sträuchern Efeu, Immergrün und Johanniskraut zu einem Teppich zusammen. Ineinander, übereinander – nicht nebeneinander, sie teilen sich denselben Platz. Ich begegne immer wieder Menschen, denen das sehr schwer fällt zu akzeptieren, dass Pflanzen, hauptsächlich Stauden, kurzlebige Stauden und Blumenzwiebeln, sich einen eigenen Platz suchen und nicht an der Stelle bleiben wollen, wo sie ursprünglich gepflanzt wurden. Am liebsten sehen sie jede einzelne Pflanze für sich und alle in schöner Ordnung nebeneinander. Aber diesen partiellen Kontrollverlust gilt es auszuhalten, er gehört dazu beim Gärtnern.

Wie sehr wünschen wir uns gerade die Zeiten zurück, wo wir uns gefahrlos in eine Menschenmenge hineinmischen konnten – hoffen wir, dass dies nicht in allzu weite Ferne gerückt ist. Mir jedenfalls ist gerade das grenzenlose Europa, die ungehinderte Freizügigkeit ein lieb gewonnenes und hochgeschätztes Gut geworden, das es wieder zu erreichen und mit aller Kraft friedlich zu erhalten gilt. Deshalb – auf in den Garten und ausharren.

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Entwurf: Christina Dorsch

Realisierung: Thomas Borghoff