Signet Gartengestaltung, Hausgärten, Gartenanlagen und Pflanzplanung Signet Christina Dorsch

14. Juni 2023 – anders sehen

Schönheit stellt keinen Wert an sich dar, ist nichts, was gemessen werden kann. Es ist eher eine gesellschaftliche Konvention, im Zusammenhang mit einer Zeit, einem Kulturkreis. Genauso wie zum Beispiel bei den Begriffen Kunst, Erfolg oder Glück kommt es darauf an, wie wir das definieren, wie wir das sehen wollen.

Wer sagt, dass nur Rasen schön ist?

Wer bestimmt, wie ‚ordentlich‘ ein Garten aussehen soll? Wer legt fest, welche Pflanzen es ‚würdig‘ sind, im Garten zu wachsen und welche entfernt werden sollen? Eine weitere Übereinkunft, wo man oft nicht weiß, wer sich dies ausgedacht hat. Es ist eine Nachahmung, von dem, was andere machen. Wenn logisch argumentiert wird, es wird so gemacht, weil es richtig ist und zu einem bestimmten Ziel führt, dann muss man dem hintergehen, was als Ziel formuliert wurde und überlegen, ob dies das eigene Ziel ist und auch ob es noch relevant und von Bedeutung ist.

Zeiten ändern sich

Wir leben in einer Zeit, in der sich viele Dinge verändern und wir uns anderen, sogar großen Herausforderungen gegenüber sehen. Folgerichtig muss man in allen Lebensbereichen überprüfen, ob das was als ‚richtig‘ und ’schön‘ gilt, noch Bestand hat. Es gibt kein ‚Richtig‘ oder ‚Falsch‘ im Garten. Und was ist dann schön? Was ist wichtig?

Experimente mit Wildpflanzen

In meinem eigenen Garten experimentiere ich seit einigen Jahren mit den Wildpflanzen, die sich von alleine einstellen, füge hin und wieder etwas hinzu, um zu sehen, was sich etablieren kann. Ich geselle diese den herkömmlichen Gartenpflanzen hinzu und beobachte, wie sich das entwickelt. Was kann sich behaupten? Wie gehe ich mit der Pflege um? Wieviel Pflege ist nötig? Vertragen sich die ‚Wilden‘ mit den ‚Kultivierten‘? Und dann – ist das schön?

Ich finde schon, es ist schön in meinen Augen. Die Flächen, die mal Rasen waren, dann immer mehr zur abgemagerten Wiese wurden, die ich ein- bis zweimal im Jahr mähe, sind jetzt üppig und bunt, nachher trocken und karg, um im Herbst nochmal bunt zu werden, mit anderen Pflanzen. Und wenn ich eine Erkenntnis gewonnen habe, die ich ganz wesentlich finde, dann ist es die: man tut gut daran, an einem Standort das wachsen zu lassen, was dort gerne wachsen will. Man muss nur herausfinden, was das ist.

 

 

Entwurf: Christina Dorsch

Realisierung: Thomas Borghoff