Signet Gartengestaltung, Hausgärten, Gartenanlagen und Pflanzplanung Signet Christina Dorsch

15. Januar 2019 – Rituale und Inspirationen

Gärtner - und damit meine ich nicht nur diejenigen, die das professionell betreiben, sondern all jene, für die das Gärtnern eine lebensbegleitende Passion ist - sind möglicherweise besonders empfänglich für Rituale. Im Garten kehren, bedingt durch den Kreislauf der Jahreszeiten, bestimmte Ereignisse und Tätigkeiten immer wieder. Auf der anderen Seite hungert es begeisterte Gärtner immer nach Inspiration, immer auf der Suche nach neuen Pflanzen. Neue Sorten Schneeglöckchen, noch eine Sorte Paeonien, obwohl man schon unzählige hat und der Platz schon längst knapp ist usw.

So gibt es für mich seit Jahren einen festen Termin im Januar. Zu den Staudentagen zu fahren, ist für mich so ein Ritual, das zu meinem Jahr gehört. Ich bringe von da immer viele Anregungen für die Pflanzenverwendung mit, und so verbinden sich Ritual und Inspiration, das Bekannte und das Neue, auf positive Art und Weise. Der Winter, für mich speziell der Januar, ist die Zeit sich intensiver mit Pflanzenkunde zu beschäftigen, Kataloge zu wälzen, Sortimente anzuschauen, um an neuen Zusammenstellungen zu feilen, sich neue Arten vorzunehmen. Das resultiert dann auch in einer Liste von Stauden, die ich dieses Jahr in meinem Garten ausprobieren möchte. Ein paar davon will ich verraten:

das Thema Wildstauden im Garten ist mir wichtig, und ich verfolge das auch in meinem eigenen Garten. So habe ich, als ich meinen Garten vor ca. 10 Jahren übernommen habe, z.B.  schon folgende, Wärme und Trockenheit liebende Wildstauden vorgefunden:

Rainfarn, Tanacetum vulgare: kann an günstigen Stellen sehr expansiv sein, aber auf meinem kargen, südexponierten alten Weinberg verhält sich die Wildstaude sehr manierlich

Wilde Karde, Dipsacus fullonum: eine wundervolle Gestalt, mit einem stacheligen, lilarosa Blütenkegel im Juni/Juli, auch im abgeblühten Zustand sehr zierend, Lieblingsfutter der Stieglize (syn. Distelfink)

Kugeldistel, Echinops ritro, die sich verhält wie E. sphaerocephalum, aber blau blüht, ein wahrer Insektenmagnet

Hinzufügen möchte ich dieses Jahr:

Natternkopf, Echium vulgare
Wegwarte, Cichorium intybus
Nachtkerze, Oenothera biennis

Ein weiteres Thema, das mich schon länger beschäftigt ist der trockene Schatten. Ein sehr schwieriger Standort, aber auch da lässt sich das eine oder andere ansiedeln. Der gerade gehörte Vortrag von Christian H. Kress (Sarastro Stauden, Österreich) hat dazu geführt, dass ich folgende Staudenarten auf meine Liste gesetzt habe:

Schwalbenwurz, Vinctoxicum hirundinacea
Rauling, Trachystemon orientalis
Mondviole, Lunaria rediviva

… der Januar ist noch nicht um – es ist noch viel Zeit um Kataloge zu wälzen, es können noch einige weitere Pflanzen auf meiner Liste landen, für meinen Garten und für meine Planungen. Es ist nämlich noch lange nicht Zeit, die Stauden im Garten zu schneiden, auch wenn es in der Pfalz gerade sehr mild ist. Aber die Vögel brauchen noch die stehengebliebenen Samenstände und die Insekten, Hummeln und Wildbienen etc. haben sicherlich in dem einen oder anderen Stängel ihre Brut abgelegt, die es zu schonen gilt. Und wie die aktuelle Zählung des NABU bei der ‚Stunde der Wintervögel‘ gerade wieder zeigt, sind wir alle gefragt, wenn es darum geht, sorgsam mit dem Lebensraum und der Nahrungsgrundlage für wildlebende Tiere umzugehen.

Entwurf: Christina Dorsch

Realisierung: Thomas Borghoff