19. Januar 2023 – on a winter’s day
Der Garten ruht und nur die Vögel haben viel zu tun.
Ruht der Garten wirklich?
In der Pfalz ist da so eine Sache mit den Wintern. Nicht erst seit der Klimaerwärmung fallen die oft sehr mild aus. Aber dieses Jahr war es sogar eher frühlingshaft als winterlich. Erst jetzt bahnt sich möglicherweise ein kältere Phase an.
Das heißt, wenn ich aus meinem Bürofenster schaue, sehe ich schon die Hasel blühen, den Winterjasmin (Jasminum nudiflorum), den Duftschneeball (Viburnum bodnantense), einige gelbe Krokusse (Crocus chrysanthus ‚Cream Beauty‘), ein paar Schneeglöckchen. In einem Nachbargarten sieht man schon eine ansehnliche Gruppe ganz frühe kleine Narzissen, die Zaubernuß ist auch mit dabei natürlich. Genauso die winterblühende Zierkirsche (Prunus subhirtella ‚Autumnalis‘).
Gehölzschnitt
Im Winter kommt erbarmungslos zum Vorschein, ob man seine Gehölze richtig geschnitten hat. Richtig wäre nämlich so, dass sie ihren natürlichen Habitus behalten, so dass man den Schnitt gar nicht sieht. Das ist die Kunst des Strauchschnitts im Garten. Nur soviel wie unbedingt nötig: auslichten, Totholz entfernen, eventuell verjüngen, das wars. Und wenn man mal nicht dazu kommt – gar nicht schlimm, dabei geht weniger schief als beim routinemäßigen jährlichen Schnitt. Kein Gehölz braucht zwingend einen jährlichen Schnitt.
Vogelschutz
Größere Schnittmaßnahmen sind nur zwischen Anfang Oktober und Ende Februar erlaubt, um die brütenden Vögel zu schützen. Was nützt es, im Winter Vogelfutterhäuschen aufzustellen, wenn nachher keine ungestörten Brutplätze zur Verfügung stehen? Genau das müssen wir wieder lernen: alle Bedürfnisse der Tiere, die wir schützen wollen, zu kennen und den gesamten Lebenszyklus im Garten zu ermöglichen. Und zwar am besten so, dass die Vögel natürliche Nist- und Rückzugmöglichkeiten finden, sich von den Samen und Insekten selbstständig ernähren können. Nur so kann es langfristig funktionieren.
Ein Garten ist nicht allein für Pflanzen da
Die Zeit der perfekt komponierten Beet scheint mir vorbei zu sein. Wo man alles dem ausgedachten ästhetischen Ziel unterordnet und den Standort verändert bis er dazu passt.
Mit dem Standort zu arbeiten, herauszufinden, was an einen Ort wachsen möchte, halte ich für weit sinnvoller, stabiler, langfristiger und nicht zuletzt pflegeleichter. Und nur im Zusammenspiel mit der Fauna, die sich dabei in der Regel von selbst einstellt.
Insekten fressen Blätter, Vögel fressen Insekten
Banal wie es scheint – wir sollten uns zuweilen darüber freuen, wenn wir angefressene Blätter im Garten haben – denn Insekten fressen Blätter, Vögel fressen Insekten. Also, wenn wir Vögel im Garten wollen, wollen wir auch die Insekten – und die fressen manchmal Blätter.
Dies soll ein winterlicher Appell sein, das kommende Gartenjahr mit Gelassenheit zu beginnen.