20. April 2021 – an abundance of flowers
Frühlingsnachrichten aus meinem Garten
erste Blüte
Nun blüht er endlich, mein Apfelbaum, nach 12 Jahren. Bei einem als Hochstamm gepflanzten Apfelbaum der Sorte ‚Rote Sternrenette‘ sicherlich noch im Rahmen dessen, womit man rechnen muss. Jetzt bin ich mal gespannt, ob er auch Früchte ansetzen wird. Im Nachhinein befürchte ich, dass ich mich von meinem Enthusiasmus habe davontragen lassen. Die ‚Rote Sternrenette‘ habe ich während meines Studiums in Norddeutschland kennengelernt und mochte sie auf Anhieb. Aber es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich diese Sorte hier im Weinbauklima nicht ganz wohl fühlen wird. Das wird sich zeigen. Aber immerhin beglückt er mich im Moment mit einer Fülle an wunderschönen, weiß-rosa Apfelblüten.
weiße Kirschblüte
Ebenso meine beiden Sauerkirschen. Wer gerne eine reinweiße Kirschblüte haben möchte, an einem kleinen Baum – voilà, die Sauerkirsche. Bei den japanischen Zierkirschen wird die Sorte ‚Taihaku‘ als die beste weiße Sorte beschrieben. Leider nicht ganz einfach zu bekommen. Ich bin von der Blüte meiner Sauerkirsche begeistert und freue mich auch schon auf eine Kirschgrütze im Sommer.
trockener Halb-Schatten
Was pflanzt man an eine trockene, schattig bis halbschattige Stelle im Garten, noch dazu am Hang? Vor einigen Jahren habe ich direkt in die dort vorhandene Efeufläche drei Stück der mandelblättrigen Wolfsmilch gepflanzt. Auch das begeistert mich jedes Frühjahr aufs neue – an abundance of flowers. Zusammen mit den roten und gelben Tulpen, vermutlich Abkommen von Darwin-Hybrid-Tulpen, die schon im Garten waren bevor ich ihn übernommen habe, finde ich, ergibt das einen wunderbaren, üppigen Blühaspekt an einer eher schwierigen Stelle – mit sehr geringem Pflegeaufwand.
Tulpen zum Verwildern
Diese roten und gelben Tulpen, die sich mischen, wie sie möchten, vermehren sich in meinem Garten zuverlässig und sind daher sehr in meinem Ansehen gestiegen über die Zeit. Rote und gelbe Tulpen zusammen, eine lange geschmähte Farbkombination, aber zusammen mit dem grünen Gelb der Wolfsmilch richtig spannend, wie ich finde. Je länger ich mich mit Pflanzen beschäftige, und das sind inzwischen schon ein paar Jahre, desto weiter wird das Spektrum dessen, was mir gefällt, desto mehr gelingt es mir, Vorlieben, z.B. für bestimmte Gattungen, Abneigungen, z.B. gegen bestimmte Farbkombinationen, Vorurteile, z.B. gegenüber so manchem Wildkraut, zu relativieren.
Ein Ort der Ruhe
Genau das ist es, was der Garten für uns sein kann, ein Ort um innere Ruhe zu finden. In schwierigen Zeiten, ob allgemein oder persönlich, ein Ort, der den Menschen, die dafür empfänglich sind, Momente der Entspannung, der Zufriedenheit, des Glücks geben kann. Daher finde ich es verkehrt, den Garten, und sich im Garten, unter Leistungsdruck zu setzen. Manchmal, sogar oft, funktioniert eine Bepflanzungsidee nicht. Nicht selten weiß man wirklich nicht warum. Irgendeinem Faktor hat man übersehen, oder nicht wissen können. Statt auf der gleichen Bepflanzung zu beharren, ist es in der Regel klüger einen anderen Ansatz zu versuchen. Es gibt für jeden Standort Pflanzen, die genau da wachsen wollen. Das herauszufinden und in ein ausgewogenes Bild zu bringen, ist die Aufgabe. Das erfordert auch eine gewisse Offenheit und Flexibilität in dem, was man schön finden kann. Man darf nicht vergessen, was wir schön finden, kommt zu oft nicht aus uns selbst heraus, sondern wird von außen an uns herangetragen und wir verinnerlichen das. Man kann aber sehen lernen und lernen selbst zu entscheiden, was man schön findet. Das Großartige daran ist, dass es endlos Schönes zu entdecken gibt. Vorgefertigte Bilder und Geschmäcker engen die Welt ein. Denn was dem aktuellen Repertoire von Geschmack und Stil nicht entspricht, muss man ja aussortieren und ablehnen. Wie schade.
Wildkräuter
Dann noch die Wildkräuter der Stunde in meinem Garten:
Gundermann, Glechoma hederacea, Günsel, Ajuga reptans, und ein hellblaues Veilchen, von dem ich nicht genau sagen kann, welches es ist. Unnötig zu sagen, dass ich nichts davon gepflanzt habe. Sie tauchen alle drei in der Wiese auf, an Weg-und Beeträndern, in Spalten von Steintreppen.