Signet Gartengestaltung, Hausgärten, Gartenanlagen und Pflanzplanung Signet Christina Dorsch

21. November 2019 – auf-‚gelesen‘: Baubotanik

Wie man die Lebensqualität in urbanen Räumen trotz Verdichtung, trotz steigender Temperaturen und langen Trockenphasen durch die Ansiedlung von mehr Grünmasse verbessern kann, wird nicht nur in den einschlägigen 'grünen' Fachkreisen diskutiert. Auch der eine oder andere Architekt nimmt sich inzwischen des Themas an. Intensivere Kooperationen zwischen Grünplanung und Hochbauplanung sollten naheliegend sein. Im privaten Hausbau ist das nach meiner Erfahrung immer noch die Ausnahme.
Ein Architekt beschäftigt sich schon eine Reihe von Jahren mit einem Thema, das ich ziemlich spannend finde. Einer der wenigen wirklich kreativen Ansätze, der mir seit langem begegnet ist, ...

…auch wenn der Ansatz nicht grundsätzlich neu ist, sondern sogar ziemlich alte Vorläufer hat. Aber die Art und Weise wie der Architekturprofessor Ferdinand Ludwig* Gehölze mit Stahl und Beton zu verbinden versucht, ist auf jeden Fall eine beachtenswerte und innovative  Neuinterpretation von geformten Gehölzen, um Räume, Brücken, Stege, Türme zu bauen. Einen ersten Turm, einen Steg und einen Kubus gibt es schon als Forschungsobjekte. Ich werde das mit Spannung verfolgen und darüber nachdenken, wie sich das für meine planerische Arbeit anwenden ließe. Natürlich gibt es schon zahlreiche Beispiele für Formgehölze, die genutzt werden, um Räume zu definieren: Baumhäuser, aus Zweigen geformte Lauben und Laubengänge zum Beispiel aus dem Barock, Tanzlinden als eine Sonderform des Baumhauses, eine Zeitlang waren verschiedenste Gebilde aus lebenden Weidenruten sehr angesagt. Im Moment rückt das Grün näher an die Wohngebäude heran. Es gibt schon zahlreiche vertikale Gärten an den Fassaden hoher Gebäude, nach der von Patrick Blanc entwickelten Methode.

Der Ansatz von Ludwig ist insofern neu und innovativ, als er versucht in der Architektur, im eigentliche Gebäude, in der Fassade, lebende Gehölze mit den Materialien Stahl und Beton zu verschmelzen.

So spannend ich das finde – um das urbane Klima nachhaltig zu verbessern, sollten, meiner Ansicht nach, als zentrale Maßnahme, möglichst alle großen Bestands-Bäume in der Stadt erhalten werden und darüber hinaus viele neue, langfristig sichere Standorte für Baum-Neuanpflanzungen geschaffen werde. Damit lässt sich das Stadtklima ziemlich effektiv verbessern. Alle anderen Ansätze können nur zusätzlich dazu sein.

*Artikel im ‚Spiegel‘, 08.11.2019

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Entwurf: Christina Dorsch

Realisierung: Thomas Borghoff