24. April 2022 – Wer bist du?
Wie lebst du und mit wem? Was ist dein Ziel, deine Aufgabe? Bist du, wer du scheinst zu sein?
Wer bist du?
Hummel, Biene, Wespe, Goldwespe oder Schwebfliege? Dass nur wenige Wildbienen in Staaten leben, hat sich wahrscheinlich schon herumgesprochen. Hummeln leben oft in kleinen Staaten, manche aber auch sozial-parasitär. Das bedeutet, dass bei einigen Hummelarten – oder auch Bienenarten – die Königinnen den Staat einer anderen Hummelart kapern, für die Aufzucht des eigenen Nachwuchses. Sehr viele Wildbienen-Arten leben solitär und legen ihre Eier in kleinen Erdgängen ab, manche in markhaltigen Pflanzenstengeln, in Käfer-Fraßgängen in Holz, in Mauerritzen, sogar in leeren Schneckenhäusern …
Daneben gibt es viele, vollkommen harmlose Schwebfliegen, die so tun, als wären sie schrecklich gefährlich – ich habe vergeblich nach einer auffälligen Erscheinung bei den Bienen und Wespen gesucht, um dann irgendwann darauf zu kommen, dass es sich, um die Hornissen-Schwebfliege handelt. Oder: seit Jahren frage ich mich, wer dieses kleine fliegende Pelztier mit spitzem Rüssel ist – eine kleine Hummel? Eine Pelzbiene? Weit gefehlt, es ist eine Fliege, ein Wollschweber, oder ein Hummelschweber.
Die große und sehr hübsche gehörnte Mauerbiene, könnte man auch für eine kleine Hummel halten. Die schwarze Holzbiene schon wegen ihrer Größe eventuell auch. Aber es gibt ja Bestimmungsschlüssel für den Strichcode der Hummeln – würden die nur mal lange genug stillsitzen, damit ich genau schauen kann, wie viele Streifen, in welcher Farbe, in welcher Abfolge … und wäre da nicht der Satz im Buch: das kann alles stark variieren.
Pflanzen bestimmen ist einfacher – die halten wenigstens still.
Wo und wie lebst du? Von was ernährst du dich?
mit dem Bestimmen der Arten ist es nicht getan. Erst wenn man weiß, wo und wie die verschiedenen Arten leben und sich ernähren, mit welchen anderen Arten sie verbunden sind, welche Pflanzen sie bestäuben, welchen Platz in der Nahrungskette sie einnehmen, kann man wirklich wirksame Konzepte für einen naturnahen Garten erstellen und es lässt sich erahnen, dass es nicht genügt, Insektenhotels aufzustellen und hier und da ein Tütchen Blumensamen zu verstreuen, Blumenkästen zu bepflanzen und Hochbeete aufzustellen. Das ist nicht mehr als eine nette Geste, das sollte uns schon bewusst sein.
Viel wichtiger ist es, eine naturnahe Ausstattung der Gärten und eine kontinuierliche Insekten-schonende Pflege anzustreben. Dazu gehört: den Anteil regional typischer Wildpflanzen erhöhen, diese dann zum Versamen kommen lassen und ihre Ausbreitung kontrolliert zulassen, Gehölze groß werden lassen und nicht einem jährlichen Schnitt unterziehen, Totholz zumindest zum Teil im Garten belassen. Wiese statt Rasen, bestimmte Bereiche seltener, z.B. nur 1-2 mal im Jahr mähen, manche Teile könnten auch nur einmal alle 2 Jahre gemäht werden. Dass es auch Teilbereiche im Garten geben kann und soll, die regelmäßig umgebrochen und gestört werden, für Wildblumen, die genau das brauchen, Klatschmohn zum Beispiel, und für die Wildbienen und Hummeln, die ihre Brut in die Erde ablegen, habe ich auch erst kürzlich gelernt, war doch mein Bestreben schon immer, im Garten eine geschlossene Pflanzendecke herzustellen!
Der richtige Zeitpunkt und das Ausmaß der Pflegegänge und Schnittmaßnahmen spielen eine wichtige Rolle: was nützt es, wenn ich die Futterpflanzen für seltene Wildbienen-Arten in meinem Garten habe, aber dann die Pflanzen-Stängel, die deren Brut enthält, zu früh runterschneide und häcksle?
Für mich persönlich und meinen Garten fasse ich das so zusammen: beobachten, zulassen und nur gezielt eingreifen.
Die Bedeutung der Hausgärten für den Erhalt der Insekten-Arten
Hausgärten können in einem Mosaik von vernetzten Lebensräumen durchaus eine wichtige Rolle spielen, vor allem indem sie als verbindende Glieder das Netz der Lebensräume dichter machen. Die Arten der meisten Insekten haben keinen großen Bewegungsradius, können keine großen Strecken überwinden, schon gar nicht, wenn die einzelnen Lebensräume voneinander abgeschnitten sind. Für das Fortbestehen der Arten ist aber ein Gen-Austausch unbedingt notwendig. Es muss ihnen möglich sein entlang möglichst ununterbrochenen, miteinander verbundenen Lebensräumen zu wandern, um auf andere Populationen der eigenen Art zu treffen.
Erhalten werden können die Wildbienenarten und andere Insekten nur durch eine veränderte Landwirtschaft und Landschaftspflege. Drei Aspekte sind von herausragender Bedeutung: stark reduzierter Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden und die großräumliche Vernetzung von ausreichend großen Lebensräumen.
Eine andere Haltung zur Gartenplanung
Aber auch wenn es richtig schwierig ist, da einen Überblick zu bekommen, was alles in meinem Garten fliegt – und das sind zu meiner großen Freude Viele – so habe ich durch die Beschäftigung mit dem Thema Tiere im Garten, durch den Versuch die Wesen, die es da gibt, zumindest erkennen zu können, mich von meinem Ausgangspunkt fortbewegt. Ich habe gelernt, dass Gartenplanung, wenn man mal die strukturelle Planung der Gartenräume, die natürlich auch sehr wichtig ist, beiseite lässt, nicht nur etwas mit dem ästhetischen Arrangieren der Pflanzen zu tun hat. Die Pflanzen sind nicht nur Farben auf einer Palette, oder Noten auf einer Partitur. Sie sind Teil eines Lebensraumes, den sie sich mit Tieren und Menschen teilen und nur in der erfolgreichen Interaktion mit allen, können sie ihr volles Potential entfalten.