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24. Oktober 2019 – den Garten ‚winterfest‘ machen

offen gesagt kann ich mit diesem Begriff wenig bis gar nichts anfangen - winterfest machen? Besonders hier im Weinbauklima - für welchen Winter?

das Gartenwasser abstellen, falls vorhanden – Rohre einer Bewässerungsanlagen entleeren  vor dem ersten starken Frost, ein bißchen aufräumen, Kälteempfindliche Kübelpflanzen in ihr Winterquartier bringen – das wars schon. Alle Pflanzen, die standortgerecht wachsen tragen für sich selbst Sorge im Winter. Im gemäßigten Klima Mitteleuropas wirft die Mehrzahl der Sträucher und Bäume ihr Laub ab, um sich im Winter zu schützen. Das herabgefallene Laub schützt wiederum die darunter befindliche Krautschicht vor Frösten und hilft Insekten und anderen kleinen Tieren dabei bis zum Frühjahr durchzuhalten.

Entscheidet man, dass ein oder mehrere Gehölze einen Pflegeschnitt bekommen sollen, kann man das in Ruhe im Winter machen, von Oktober bis Ende Februar. Fachlich vollkommen falsch ist es, alle Gehölze im Garten jeden Herbst zu schneiden, und schon gar nicht allen Gehölzen ungeachtet der individuellen Eigenarten der verschieden Pflanzenarten einen einheitlichen Rundschnitt in ca. 1,20m Höhe zu verpassen. Wenn man nicht weiß, wie zum Beispiel eine Kornelkirsche, eine Wildrose, ein Sommerflieder, ein Apfelbaum, eine Magnolie, oder was auch immer, richtig geschnitten wird, wenn es denn überhaupt ansteht, dann sollte man die Schnittwerkzeuge erst gar nicht auspacken.

Was werde ich in meinem Garten in diesem Herbst machen? Ich habe eine Stelle, wo es mir erfolgreich gelungen ist, Winterlinge durch Samen anzusiedeln. Diese Stelle mähe ich ab, damit die Winterlinge dort zur Blüte kommen können und nicht von dem Johanniskraut, das dort auch wächst, unterdrückt wird. Im Moment ernte ich noch die letzten goldenen, wunderbar duftenden Früchte meiner alten Birnen-Quitte. Ich entferne jetzt am Wochenende das Laub der Magnolie, aber nur von den Steinstufen, die in den Garten führen, damit niemand ausrutscht. Alles andere bleibt erst mal liegen. Irgendwann im Winter werde ich es auch vom Steingarten herunternehmen, abhängig davon wie feucht es wird. Ich möchte nicht, dass meine Polsterstauden unter dem dichten Laub der Magnolie faulen. Jeden Winter muss ich mich um die Brombeeren kümmern, die, unbeachtet, den Garten innerhalb kürzester Zeit vollkommen im Griff hätten. Außerdem habe ich vor, dieses Jahr die sehr große Hasel ein wenig auszulichten. dazu werde ich 3-4 der ältesten Triebe ganz unten abschneiden – und das auch nur, um der benachbarten Quitte ein bißchen Luft zu verschaffen. Die Hasel ist übrigens ein Gehölz, das es verträgt, wenn man es auf den ‚Stock setzt‘. Das heißt man kann sie komplett herunter schneiden, bis auf ca. 50cm, notfalls sogar tiefer. Lieber so, als ihr den berüchtigten ‚Rundschnitt‘ zu verpassen. Am schönsten sind richtig große alte Haseln, die hin und wieder sorgfältig und zurückhaltend ausgelichtet werden.

Meine Empfehlung: lieber im Herbstwald spazieren gehen, als den Garten ‚winterfest‘ machen.

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Entwurf: Christina Dorsch

Realisierung: Thomas Borghoff