Signet Gartengestaltung, Hausgärten, Gartenanlagen und Pflanzplanung Signet Christina Dorsch

29. März 2019 – Mode-Pflanzen

Trends und Moden spielen auch bei der Verwendung von Pflanzen im Garten eine Rolle und können sogar oft zeitlich und räumlich zugeordnet werden. Ein berühmtes Beispiel dafür, ist das Tulpenfieber in Holland im 16. Jahrhundert. Einzelne Zwiebeln besonders begehrter Sorten wurden mit Gold aufgewogen. Dieser Tulpenwahn führte zu einer der ersten Spekulationsblasen und einer anschließenden Finanzkrise in Holland.

Es ist eine Ausnahme, dass die Vorliebe für eine Zier-Pflanzengattung so weitreichende gesellschaftliche und wirtschaftliche Auswirkungen hat. Mir fällt jedenfalls kein weiteres, derartiges Beispiel ein. Ich finde es aber schon interessant, dass sich die Bevorzugung bestimmter Gartenpflanzen, oder bestimmte Gartenmotive einer Zeit und einer Gegend zuordnen lassen. Ein Indiz für eine aktuelle Mode ist sicherlich, dass von bestimmten Staudengattungen auf einmal sehr viele Sorten existieren. Ist eine Staudengattung gerade sehr beliebt, wie im Moment zum Beispiel Heuchera, Hosta, Echinacea oder Helleborus orientalis, oder bei den Zwiebelpflanzen Galanthus, so werden diese intensiv züchterisch bearbeitet und die Anzahl der verfügbaren Sorten einer Gattung kann enorm anwachsen.

Genauso können auch ehemals beliebte Sorten und Gattungen wieder verschwinden. Wer weiß heute noch, dass es eine Zeit gab, als Penstemon, Bartfaden, sehr modern war? Im 19. Jahrhundert gab es unzählige Sorten, von denen heute viele wieder verschwunden sind, unwiederbringlich meist, denn zum einen sind die Bartfäden kurzlebig und zum anderen die Sorten Klone, die sich nur erhalten können, wenn sie von Gärtnerhand beständig vermehrt werden.

Sehe ich in einem Garten entsprechend große Exemplare der blauen Atlaszeder, der Andenbuche, der Hänge-Nootkazypresse, dem Runzelblättrigen Schneeball, der Weidenblättrigen Felsenmispel, oder der Korkenzieherhasel, so liegt die Vermutung sehr nahe, dass der Garten in den 60-er, 70-er Jahren des letzten Jahrhunderts bepflanzt wurde. Das sind gewissermaßen ‚Zeigerpflanzen‘ für diesen Zeitraum in Deutschland.

Abgesehen von einzelnen Pflanzen, die zeitweise bevorzugt werden, und davon gibt es noch unzählige weitere Beispiele, sind es auch ganze Gartenmotive, die plötzlich ‚in‘ sind. Zum Beispiel prachtvolle Beetstaudenpflanzungen in der Form von ‚Borders‘ wurden maßgeblich auf den Weg gebracht und beeinflußt von Gertrud Jekyll und Vita Sackvill-West. Großen Einfluß gewann das Motiv zeitlich versetzt durch die Wiederentdeckung von Gärten wie Sissinghurst Castle. Der weiße Gartenraum in Sissinghurst wirkt immer noch nach, genauso wie die Farbenlehre der englischen Gartengestalterinnen, mit harmonischen Farbklängen, oder monochromen Themenbereichen.

Auch Staudenzüchter wie zum Beispiel Karl Förster (Calamagrostis x acutiflora ‚Karl Föerster‘, viele Sorten Rittersporn und noch viele weitere), Simon (z.B. Miscanthus, Geranium), Pagels (besonders bekannt sind seine Chinaschilf und Steppensalbei-Sorten) und Arends (z.B. Astilbe-Arendsii-Hybriden) haben mit ihren neuen Stauden- und Gräsersorten viele Pflanzenmotive geprägt. Mit seinem Buch ‚Einzug der Gräser und Farne in die Gärten‘, Karl Foerster, 1956, hat er maßgeblich dazu beigetragen, dass Gräser ein beliebtes Motiv geworden sind.

So hat jede Zeit ihre Lieblingspflanzen und ihre liebsten Motive – in welche Richtung entwickelt es sich gerade weiter? Damit möchte ich mich in einem der nächsten Beiträge beschäftigen.

 

 

Entwurf: Christina Dorsch

Realisierung: Thomas Borghoff