27. April 2020 – die Sammelleidenschaften der Gärtner*in
Die Sammelleidenschaften der Gärtner*in sind vielfältig, scheinbar unbegrenzt. Und da meine ich sowohl diejenigen, die sich beruflich mit dem Gärtnern beschäftigen, als auch diejenigen, die dies aus rein privater Neigung betreiben. Die letzten Jahre, zum Beispiel, hat die Sammelleidenschaft bezüglich der Gattung der Schneeglöckchen unglaublich zugenommen, die Zahl der neuen Sorten und Formen von Galanthus ist riesig, oft unterscheiden sich die Sorten für ein ungeübtes Auge nur minimal, und selbst wenn sie sich deutlich unterscheiden, dann nimmt man das am besten wahr, wenn man die Wochen am Anfang des Jahres kauernd davor sitzt. Obwohl ich Schneeglöckchen sehr liebe, erstaunt mich diese Sammelleidenschaft schon ein wenig.
Andere sammeln Dachwurzen, Fetthennen, Schwertlilien, Taglilien, Pfingstrosen, Rosen, Funkien, Leberblümchen usw., usw. – Wie sieht es mit meiner eigenen Sammelleidenschaft aus? Ich würde spontan im Brustton der Überzeugung sagen, dass weder die Spiel- noch die Sammelsucht zu meinen persönlichen Lastern zählt. Nun komme ich aber gerade aus meinem Garten und habe nach dem Stand der Fliederblüte in meinem Garten geschaut und bei der Gelegenheit einmal durchgezählt – ich habe den drei Sorten, die sich schon im Garten befanden, als ich ihn übernommen habe, in den letzten Jahren noch 9 weitere Arten und Sorten hinzugefügt. Nicht nur das, ich bin mir vollkommen darüber im Klaren, dass ich noch weitere Sorten pflanzen werde, falls ich irgendwo noch ein geeignetes Plätzchen dafür finde. Es gibt natürlich auch für mich noch andere Pflanzengattungen, denen ich besonders zugeneigt bin, sogar sehr viele, seien es Rosen, Pfingstrosen, Taglilien, Sonnenröschen, Rosmarin, Thymian, Schwertlilien, usw. usw., den Veilchen kommt mein aktuelles Interesse zu – aber Flieder nimmt für mich eine besondere Stellung ein. Das hängt sicherlich damit zusammen, dass Flieder für mich mit starken Kindheitserinnerungen verbunden ist. Meine Großmutter, die als Geschäftsfrau, keine großen gärtnerischen Ambitionen hatte, deren gärtnerischen Neigungen sich auf Clivien, Asparagus und Usambaraveilchen im Wintergarten beschränkten, hat großen Wert darauf gelegt, jedes Jahr einen großen, duftenden Fliederstrauß zu haben. Und an den Duft, die Farben, die Freude darüber, daran habe ich eindrückliche Erinnerungen. Dieser Luxus, einen großen, duftenden Fliederstrauß ins Haus stellen zu können, im Garten solange es dauert, unter dem blühenden Flieder zu sitzen, hat für mich die Qualität von unmittelbarer, momentaner Freude, die mich für Augenblicke loslöst von allem anderen. Unschätzbar.
Meine Flieder-Arten und -Sorten:
Syringa vulgaris Hybride ‚Katherine Havemeyer‘, 1922, gefüllt, hell lila mit Rosa Knospen, S. vulg. Hybr. ‘Charles Joly’, gefüllt, purpurrot, 1896, und S. vulg. Hybr. ‘Mme Lemoine’, weiß gefülltca. 1890, die drei Sorten, die sich schon im Garten befanden. Wunderbare, sehr bewährte Sorten aus dem Standardsortiment, alle stammen aus Frankreich von den Züchtern Victor und Emile Lemoine.
Hinzugefügt habe ich folgende Sorten und Arten:
Syringa vulg. Hybr. ‘Paul Thirion’, gefüllt, magenta, Knospe purpur, 1915, Lemoine et fils, wunderschön!
Die russischen Sorten: S. vulg. Pamyat o Vekhove’ (Nikolai Vekhov), S. vulg. ‘Mechta’, S. vulg. ‚Gastello‘, S. vulg. ‚Beauty of Moscow‘, die, bis auf ‚Pamyat o Vekhove‘, von dem Züchter Leonid Kolesnikow (1893-1973) stammen. Besonders angetan haben es mir ‚Mechta‘ (übersetzt: Traum), ungefüllte, aber große duftende Blütenrispen, die sich aus großen Einzelblüten zusammensetzt in einem schönen changierenden Lila-Ton. Sowie ‚Znamya Lenina‘ (Fahne Lenins) die, welch Überraschung, einen wunderschönen, tiefen Rotton hat. Alle russischen Flieder, die ich habe überzeugen zudem durch eine große Widerstandskraft gegenüber Trockenheit. Obwohl der Ausnahmesommer letztes Jahr schon dazu geführt hat, dass die noch jungen Pflanzen oft die Flügel gehängt haben, da sie an einer Stelle im Garten stehen die ich nicht bewässere, an einem trockenen, von Haus leicht beschatteten Südhang, haben alle diese Frühjahr mit Kraft ausgetrieben und zeigen einen deutlichen, gesunden Zuwachs und erste Blütenpracht. Hier möchte ich auf den Artikel von Elke Haase verweisen, dem ich die Informationen über die russischen Flieder entnommen habe: ‚Flieder und die russische Seele‘, der im April 2014 in der Zeitschrift ‚Gartenpraxis‘ erschienen ist, und der mich dazu motiviert hat, diese Fliedersorten zu pflanzen.
Syringa x prestoniae ‘Redwine’, blüht später in einen sehr schönen tiefen Rotton, S. patula ‘Miss Kim’, ein hübscher kleiner Flieder, der spät blüht.
Syringa x chinensis ‘Saugeana’, intensiver in der Farbe als S. x chinensis, ein anmutiger, lockerer Flieder.
Syringa persica ‘ Laciniata’, mit dem geschlitzten Blatt und seiner Trockenheitsverträglichkeit ein sehr interessanter kleinerer Strauch an kargen trockenen Stellen.