27. Mai 2019 – Rosa moyesii ‚Geranium‘
Rosen sind Sonnenkinder und die Südseite in voller Sonne passt ihnen gut. So habe ich das gelernt, schon in meiner Gärtnerlehre vor über 30 Jahren. Aber was Pflanzen und ihr Gedeihen in den Gärten anbelangt gibt es keine unumstößlichen Lehrsätze, von denen es keine Abweichung gibt. Keine Rezepte und Anleitungen, die immer stimmen. Das habe ich in der Zwischenzeit gelernt.
Manches muss man lieben lernen. So ging es mir zu Beginn meiner gärtnerischen Laufbahn in meiner Gärtnerlehre mit den Rosen. Und wenn überhaupt Rosen, dann Wildrosen – so war ich damals wenig begeistert, als mein Lehrherr mich dazu auserkoren hat, den Versand der historischen Rosen zu übernehmen.
Schon damals ist mir Rosa moyesii ‚Geranium‘ (gemäß dem Katalogbuch von Rosen Schultheis, ein 1945 in Wisley Garden’s entstandener Sport von Rosa moyesii, der Mandarinrose) begegnet, aber da Wildrosen und viele historische Rosen einmalblühend sind, zudem erst am zweijährigen Holz blühen, habe ich sie nicht in Blüte und schon gar nicht mit ihrem Hagebuttenschmuck und auch nicht ihren Habitus als Strauchrose gesehen. Wirklich kennengelernt habe ich sie erst in einem botanischen Garten in Schottland einige Jahre später. Viele Jahre lang war dies dann eine Rose, die auf meiner persönlichen Wunschliste ganz oben stand. Aber erst vor ca. 10 Jahren hatte ich zum ersten Mal einen Garten, der groß genug ist, um einer Rosa moyesii ‚Geranium‘ einen guten Platz zu geben.
Eine Rose war schnell gekauft, Aber der richtige Platz noch nicht ausgesucht. So wurde sie ‚vorrübergehend‘ auf der Nordseite vor dem Haus eingeschlagen – dort steht sie seither und gedeiht hervorragend, einen besseren Platz hätte ich im ganzen Garten nicht finden können, sie ist über drei Meter groß, im Moment voller blutroter, einfacher Blüten, in denen es summt und brummt. Im Herbst bestückt mit vielen sehr großen, leuchtend orangefarbenen Hagebutten. Ganz wunderbar. Ein in Erfüllung gegangener Pflanzentraum.
Wenn man weiß, dass die Wildform, Rosa moyesii in China in Gebüschen an Hängen in Höhenlagen von über 2500 Metern natürlich vorkommt, dann muss man sagen, dass mein Standort, in Hambach am Rand des Pfälzer Waldes auf der hellen, kühleren Nordseite des Hauses, so nah an diesem Naturstandort ist, wie es hier überhaupt möglich ist. Und das ist nicht die einzige Rose, die ich kenne, die ganz zufrieden im kühlen Halbschatten steht (wohlgemerkt in der Pfalz im heißen Weinbauklima). Das heißt die Formel: ‚Rose = Südseite + volle Sonne‘ stimmt bei weitem nicht immer. Und genauso verhält es sich mit unzähligen anderen Pflanzen und ihren Standorten im Garten. Einfache Rezepte gibt es nicht. Man darf nicht aufhören zu probieren und zu beobachten.
Inzwischen habe ich gelernt fast alle Rosen zu lieben, in allen möglichen Varianten. Aber eine besondere Schwäche für Wildrosen und Wildrosen-nahe Sorten ist mir geblieben.