Moderner Garten für älteres Stadthaus
Der moderne gestalterische Ansatz verbindet sich durch Zurückhaltung und Reduktion auf sensible Weise mit dem älteren Haus
Für die Umgestaltung ihres Gartens formulierten die Bauherren folgende, zentrale Aufgabestellung: der Sitzplatz, der sich zuvor im hinteren Gartenbereich befand, sollte verlegt und der Abgang zum Garten neu gelöst werden. Dies deutlich erkennbar in einer zeitgemäßen Formensprache umzusetzen, aber in Verbindung und mit Rücksichtnahme auf das ältere Haus, war explizit gewünscht.
Das neue Konzept bindet das vorhandene Potential bewusst ein und profitiert davon. Die beiden großen Gehölze, eine sehr malerische, vielstämmige Feige, eine große Eibe, sowie die üppig mit Efeu bewachsene Nachbarwand setzen den neuen Elementen einen interessanten Kontrast entgegen. Gerade auch dadurch, weil sowohl das Vorhandene als auch das Neue eine ruhige Ausstrahlung haben. So wird die gleiche Stimmung unterschiedlich unterstützt.
Der gestalterische Ansatz hat zwei zentrale Elemente. Zum einen die Querachse mit den beiden großzügigen Abgängen und zum anderen die Wegeachse zum Gartenhaus mit den drei hochstämmigen Zieräpfeln, begleitet von Staudenbeeten.
Den neuen Sitzplatz unter die vorhandene große Feige zu platzieren, drängte sich auf. Er erhält eine hintere Raumkante durch den höher liegenden Hainbuchenriegel, der, wenn er dicht zusammengewachsen ist, den Sitzplatz vom Hauszugang gut abschirmt. Absicht war es, die beiden Gartenebenen sehr großzügig und offen miteinander zu verbinden, um Gartenraum und Wohnraum einander näher zu bringen. Dies besonders wichtig, weil die eigentliche Wohnebene, wie in älteren Häusern häufig anzutreffen, sich noch weiter oben befindet und über einen kleinen Balkon und Treppe zum Garten führt.
Die beiden Abgänge sind so angeordnet, dass sie die Querachse in Sitzbereiche gliedern. Diese sind mit Holzsitzauflagen aus Lärche versehen. Funktional ist die Querachse Abgang und Zugang zu Garten und Sitzplatz. Aber sie ist mehr, sie ist ein skulpturales Element, das den Höhenunterschied nicht einfach nur überwindet, sondern ihn benutzbar macht, ihm eine Qualität entlockt. Sitzend nutzt man beide Ebenen. Dies ist auch eine den Raum in der Wahrnehmung vergrößernde Maßnahme.
Die großformatigen Platten in hellem Sichtbeton sindSonderanfertigungen, genauso wie die Blockstufen der Abgänge, die mit Bedacht flach und etwas überbreit gewählt sind. So fügen sie sich zum einen genau in das geometrische Raster der Platten ein, zum anderen unterstützen sie die entspannte, kontemplative Stimmung des Gartens, da sie den Schritt ein ganz klein wenig bremsen.
Senkrecht zu Haus und Querachse führt eine Wegeachse zu dem neu errichteten modernen Gartenhaus. Diesen Weg flankieren als wichtigstes Element die drei Zieräpfel. Sie sind genau dort platziert, um dem Garten eine räumliche Längsgliederung zu geben, aber auch um die Sichtachse zum Nachbargrundstück zu brechen, indem sie den Blick auf sich ziehen und so die Wahrnehmung im Garten halten. Alles, was sich hinter dem Gartenzaun befindet, scheint weiter entfernt zu sein.
Die Staudenpflanzungen sind in ihrer Anmutung ruhig und harmonisch zusammengestellt, dennoch werden sie den formalen Platten einen Kontrast entgegensetzen und die Strenge mildern. Beides, Hochstämme und Stauden, brauchen noch ein wenig Entwicklungszeit, um ihre volle Wirkung zu entfalten.
In diesem Garten verbinden sich moderne Strenge und Geradlinigkeit gut mit einer üppig eingewachsenen Umgebung und einem sehr schönen älteren Stadthaus. Er bietet beides, das Gefühl ganz privat für sich zu sein, aber auch die maximale räumliche Großzügigkeit. Diese Kontraste, alt und neu, geometrisch und organisch, eng und weit, unterstützen die besondere Stimmung dieses Gartens.