Geniale Vorsätze für die Saison
Genial ist ein Vorsatz dann, wenn er einerseits tatsächlich in die Tat umgesetzt wird, und andererseits schon in der Planung mit Vorfreude belohnt und man den Vorsatz schon deswegen gerne angeht. Im Folgenden, möchte ich ein paar umsetzbare Anregungen für das Gartenjahr entwickeln:
Machen Sie sich doch einfach einmal eine (Vor-)Freude
Es bereitet schon im Winter Freude im neuen Samenkatalog zu blättern und all die bunten Schätze, die man im nächsten Sommer im Lieblingsgefäß im Garten an den besten Platz stellen könnte, zu erwägen. Genial wird es dann – nachdem man die Fülle ausgekostet hat -,wenn man sich auf wenige, oder auch nur eine Art beschränkt. So wird es nicht zu einer Belastung, weil man viel zu viele Tütchen bestellt hat und später überhaupt nicht mehr weiß, wohin mit all den tausend Sämlingen, die man herangezogen hat. Ganz zu schweigen vom hoffnungslos überfüllten Garten. Aber wie wäre es mit einem Gefäß, sehr effektvoll gefüllt ausschließlich mit dem einjährigen roten Lampenputzergras, Pennisetum segaterum »Rubrum«, oder noch besser: die rote einjährige Hirse, Panicum milliaceum »Violaceum«? Genial ist es auch, dem Modetrend zu trotzen und etwas ganz und gar Altmodisches, neu zu inszenieren. Warum nicht einmal ein Beet für einen Sommer lang mit den Blumen der Großmutter bevölkern: z.B. die weiße Kaktusdahlie »Matterhorn«?
Neue Wege gehen
Kühn und verwegen wird es, wenn man neue, ungewohnte Wege beschreitet. Wenn man sich traut im Garten den wilden Schönheiten des Weinbauklimas eine Bühne zu schaffen: die wilde Karde, Dipsacus fullonum, die Färber-Resede, Reseda luteola, die mehlige Königskerze, Verbascum lychnitis, die Nachtkerze, Oenothera stricta und dazu noch die Knorpelmöhre, Ammi majus, und nicht zu vergessen der wilde Rittersporn, Consolida regalis. Eine sehr wirkungsvolle Kombination an einen warmen, trockenen Standort für einen gleißend heißen Tag im Juli, die Arten sind zwar zugegebener Maßen nicht sehr langlebig, aber sie versamen sich und wandern ein klein wenig, und dadurch kann diese dynamische Pflanzung an einem geeigneten Standort einige Jahre funktionieren.
Reduzieren, fokussieren, präsentieren
Was den Garten betrifft kann man aus einer unfassbaren Fülle schöpfen, die Kunst – das Geniale – liegt wie immer darin, sich zu beschränken und nicht jede Pflanze nach Hause zu tragen, die man auf den Gartenmärkten sieht. Nur eine vielleicht, aber von der drei Exemplare, oder gar fünf, zum Beispiel von der reizenden Herblume, Dicentra eximia, die eine schattige Ecke im Garten ganz exquisit belebt mit ihrem feinen Laub und der zarten Blüte, oder man platziere zehn weiße Fingerhüte im Halbschatten vor eine Gruppe von Sträuchern – ein umwerfender Effekt!
Ich empfehle, sich vorzunehmen wenige Pflanzen effektvoller einzusetzen. Dies gilt auch für die im Garten verwendeten anderen Materialien. Es sollen nicht zu viele Verschiedene aufeinander treffen. Ob Stein, Beton, Holz oder Metall, die Schönheit und Harmonie eines Gartens liegen in erster Linie in der konsequent umgesetzten Idee, den stimmigen Proportionen. Die Materialien unterstützen dies nur und halten sich im Hintergrund. Und so soll Metall eher bescheiden und matt daher kommen, nicht glänzend poliert. Beton kann ruhig ehrlich grau und reduziert auftreten. Jedes Material soll seine ureigenen Eigenschaften einbringen. Dann gelingt es am ehesten eine poetische Anmutung in den Garten zu bringen.
Poesie oder »gestalterische Geschwätzigkeit«
Sollte man sich nicht sowieso vornehmen, seinen Garten poetischer zu gestalten? Gärten können voller Poesie sein. Poesie im Sinne von Verinnerlichung von Stimmung, räumlichen Bezügen und Elementen und Objekten, die einen Garten zum Klingen bringen, die ihn leicht vibrieren lassen vor lauter Lebendigkeit. Ein Ton mehr, ein Ding zu viel und schon werden aus Klängen Misstöne und von Poesie keine Spur mehr. Da kommt es dann leicht zu dem, was Dieter Kienast, der große, leider schon verstorbene schweizerische Gartenarchitekt, »gestalterische Geschwätzigkeit« nannte.
Der Grat ist meist schmal, wie bei vielen Dingen – aber genial, wenn es gelingt! Denn jedes Element, sei es Pflanze, Stein, Wasser, Skulptur, oder was auch immer, soll nicht als Ding an sich im Garten stehen, sondern Teil eines zugrunde liegenden Inhalts, zumindest Teil eines Themas sein und zudem beseelt sein von seinem Besitzer.
Neue Vorsätze für das nächste Jahr
Wir verbinden mit dem Begriff Garten einen ganzen Kosmos an Stimmungen, Gefühlen, Erinnerungen, Sehnsüchten und Wünschen. Und für meine Kunden wünsche ich mir, dass sie sich vornehmen, Zeit in ihrem Garten zu verbringen, um immer wieder Kraft zu schöpfen. Diesen Kosmos Garten immer wieder neu zu entdecken und daran zu wachsen. Denn der Garten ist ein besonderer und spiritueller Ort.
Und nächstes Jahr fassen wir ja wieder neue Vorsätze, um auch dann wieder neue Möglichkeiten auszuloten und neue Pflanzen auszuprobieren. Ich finde Vorsätze dürfen keine Last sein, sondern sie sollen, gerade im Garten, der schon in seinem Wesen dynamisch ist, mit Vorfreude auf Neues und Interessantes verbunden sein.