Welchen Platz hat die Rose im modernen Garten?
Die Rose ist die romantische Blume schlechthin. Sie ist zugleich auch zeitlos und wird alle Trends und Moden unbeschadet überstehen und immer in unseren Gärten wachsen.
Schon früh taucht die Rose in Legenden der Griechen und Römer auf und hat im Christentum sowie im Islam eine mystische Bedeutung. Auf mittelalterlichen Bildern wird die Madonna im Paradies (Paradies leitet sich aus dem Arabischen ab und bedeutet ummauerter Garten) mit weißen Lilien und weißen Rosen, als Zeichen der Reinheit, dargestellt. Bei Hildegard von Bingen war die Rose eine wichtige Heilpflanze (Rosa gallica officinalis, Apothekerrose).
Die richtige Sorte
Als Gärtner kann man an den Rosen verzweifeln und man kann daran innerlich wachsen. Die richtige Sorte unter zigtausenden zu wählen, die genau den Duft, die Wüchsigkeit, die Gesundheit, die Farbe, die Blütenform hat, die man gerne hätte, ist eine Herausforderung. Das Dilemma liegt in der unglaublichen Fülle an Sorten. Kein Mensch hat einen Garten, der so groß ist, dass alle Rosen, die man gerne hätte, darin wachsen könnten
Und wie fügt sich die Rose, bzw. eine oder mehrere von den Abertausenden von Sorten, und es kommen stetig neue hinzu, in ein modernes Gartenkonzept? Oder wie fügt sie sich gar ein in reduzierten Minimalismus?
Der gestalterische Ansatzpunkt
Der gestalterische Ansatzpunkt liegt mal wieder in der Beschränkung. Eine einzige Rose wohl platziert kann einen unglaublichen und ganz modernen Effekt haben. wie wäre es mit einer weißen einfach blühenden Kletterrose vor einer grauen Sichtbetonwand, z.B. „Francis E. Lester“? Oder durch einen grau verwitterten Lattenzaun geflochten? Die Gartenmode der letzten Jahre hat die romantischen Rosen, die Englischen Rosen bevorzugt, die wunderbar sind, aber über die wird schon genug geschrieben. Hier sollen weniger „trendige“, aber nicht minder interessante Sorten erwähnt werden. Es lassen sich gerade auch andere Rosengruppen sehr gut in einen modernen gestalterischen Zusammenhang bringen. Gibt man darüber hinaus das Konzept des reinen Rosenbeetes auf und verwendet die Rosen entweder als Einzelgestalten oder in Kombination mit Stauden, Wildpflanzen oder Sträuchern, so kommt man zu ganz neuen Ergebnissen. Zu ganz anderen Stimmungen.
Dazu ein paar Anregungen:
Wildrosen und ihre ausgelesenen Sorten bestechen durch ihre Fülle wunderschöner einfacher Blüten, ihren Fruchtschmuck und woran viele gar nicht denken, eine auffällige Herbstfärbung, eine ausgewogene Wuchsform, sowie große Blattgesundheit. Sie eignen sich hervorragend als Teil einer naturnahen Hecke, aber auch in Einzelstellung in einem Beet mit niedrigen Stauden und frühen Blumenzwiebeln unterpflanzt kommen sie gut zur Geltung.
- Rosa glauca, die Hechtsrose, klein, lilaweiße Blüten, bläuliches Blatt, Herbstfärbung, verträgt auch etwas Schatten, schön mit graulaubigen Halbsträuchern.
- Rosa „Canary Bird“ gefunden 1907 und Rosa „Golden Chersonese“ 1969 Allen, mittlere Wuchshöhe, schön aufgebaut, wundervolle kleine gelbe Blüten entlang ganzer Trieblängen, interessantes Laub, Herbstfärbung, wunderbar zu lila Flieder und späten braunroten Tulpen.
- Rosa moyesii „Geranium“ 1938 RHS, tiefrote einfache Blüten, interessante Triebe, sehr schöne Hagebutten, schön in Einzelstellung oder in einem Kiesbeet.
- Rosa sweginzowii „Macrocarpa“, hoher Strauch, sehr schöne, große Hagebutten, gut vor einer besonnten hohen Wand.
- Strauchrosen können unglaublich spektakulär sein, wenn man ihnen den rechten Platz zugesteht. Manche davon brauchen schon viel Platz, aber es lohnt sich. Hier ein paar Sorten die in Vergessenheit geraten sind:
- Strauchrose „Marguerite Hilling“ 1959 Hilling, wer diese imposante Parkrose einmal in voller Blüte gesehen hat wird sie nie vergessen, der Strauch scheint übergossen von einer Fülle von großen, einfachen altrosa Blüten. Definitiv eine Einzelstellung, z.B. in Kombination mit einem formalen Wasserbecken und Gräserblock.
- Strauchrose „Golden Wings“ 1956 Shepherd, eine große Strauchrose, deren große flache, zartgelbe Blüten einfach herzzerreißend sind. Am der sonnigen Seite einer Gartenbank wäre ein schöner Platz, für diese Rose.
- Rosa rugosa „Roseraie de l’Hay“ 1901 Cochet-Cochet eine sehr wüchsige und gesunde Apfelrosensorte mit gefüllten altrosa Blüten und einem umwerfenden Duft, sowie einer schönen Herbstfärbung. Man will in ihrer Nähe sitzen und den Duft genießen. Ein warmer Platz mit Kräutern und Kies wäre schön.
- Strauchrose „Westerland“ 1969 Kordes, eine dauerblühende Strauchrose mittlerer Höhe mit aprikot-orangenfarbenen Blüten. Kommt sehr schön zur Geltung vor einer warmen orangeroten Ziegelmauer.
- Moschata Rose „Ballerina“ 1937 Bentall, eine kleine Strauchrose, auf gutem Boden mind. 1,5m, eine Fülle von kleinen zartrosa-weißen Blüten in großen Büscheln, sehr gesunder wüchsiger Busch. Lässt sich wunderbar mit halbhohen Stauden kombinierten, wie z.B. Gartensalbei, Geranium x oxonianum, Malva moschata, heiter und wiesenhaft in der Anmutung.
- Bourbonrose „Mme Isaac Pereire“ 1881 Garcon, diese historische Rose ist wie der antike Konsolentisch vor der Sichtbetonwand, ein spannender Kontrast im modernen Garten, etwas für Liebhaber zudem, manchmal launisch aber wenn sie blüht und duftet unvergleichlich, gut als niedrige Kletterrose zu verwenden.
Hier noch etwas Altmodisches für den „Retrogarten“:
- Polyantharose „Orange Muttertag“ 1956 Grootendorst, kugelige lachsorange-rosafarbene Blütchen, gesund wüchsig, wunderbar im 50ties Stil!
- Edelrose „Erotika“ 1968 Tantau, die dekadenteste und verführerischste aller tiefroten Edelrosen, intensiver Duft*
Wen schert es schon, ob sich die Rose in ein Gestaltungskonzept einfügt oder nicht? Brüche sind spannend und erlaubt. Manchmal muss man der Liebe wegen Prinzipien über Bord werfen. Die Rose ist so wunderschön und vielfältig, dass man nicht darauf verzichten kann, wenn sie einen begeistert hat. Man wird immer einen Weg finden, einen Platz für eine Rose zu haben. So einfach ist das.
* alle genannten Sorten sind noch erhältlich.