Signet Gartengestaltung, Hausgärten, Gartenanlagen und Pflanzplanung Signet Christina Dorsch

Lichter Schatten

Schatten ist nicht gleich Schatten. Er ist in den seltensten Fällen einfach nur schwarz. Schatten variieren in Farbe und Intensität, sie sind nicht statisch, sondern verändern sich. Manchmal sind die Veränderungen kaum wahrzunehmen, manchmal sind sie sehr dynamisch, dann wirken Schatten sehr lebendig.

Im Garten ist Schatten ein außerordentlich wirkungsvolles, gestalterisches Element, das die räumliche Wirkung eines Ortes mitprägt. Dennoch gibt es keine gesonderte Schattenplanung, so wie es zum Beispiel eine Lichtplanung durchaus öfter gibt.

Schattenbilder auf dem Boden

Licht und Schatten sind naturgemäß untrennbar miteinander verknüpft. Kein Schatten ohne Licht, wo Licht ist, ist auch Schatten. Zwischen Licht und Schatten gibt es viele Zwischenstadien. Wenn sich gleisendes Licht an einem Ende der Skala befindet, dann gibt es auf dem Weg zu vollem Schatten zum Beispiel noch Zwielicht, Halbschatten oder lichten Schatten. Schatten sind je nach Lichtintensität scharfrandig oder weichgezeichnet, verschwommen. Je nach Winkel des Lichteinfalls sind Schatten lang oder kurz und je nach Luftbewegung scheinen sie ganz still zu sein, oder bei einem kräftigen Wind können Schattenbilder wild über den Boden tanzen.

Es kommen die Jahreszeiten noch hinzu. Der Schattenwurf des Geästes eines reichverzweigten, knorrigen Baumes auf frostigen Grund hat eine ganz andere Qualität, als der Schatten desselben Baumes im Austrieb im Frühjahr, oder in vollem Laub im Sommer und lichter werdend im Herbst. Man sollte sich zuweilen die Muße gönnen, um zu beobachten, wie die Schatten im Laufe eines Sommertages durch den Garten wandern.

Schatten ist flüchtiges, aber wirkungsvolles Element

Schatten beeinflussen die Stimmungen im Garten erheblich. Auch wenn es ein sehr flüchtiges und veränderliches Element zu sein scheint und oft nicht bewusst wahrgenommen wird, ist es von Bedeutung bei der Planung von Gärten Schatten zu berücksichtigen und ihre wahrscheinliche Gestalt und Ausprägung mit in die gestalterischen Überlegungen einzubeziehen.

Eine besonders angenehme Ausprägung von Schatten ist meiner Meinung  nach der lichte, bewegte Schatten unter Gehölzen. Sitzplätze zu schaffen, die sich im lichten Schatten von Gehölzen befinden, ist mir ein starkes Anliegen bei der Planung von Gärten.

Ein Sitzplatz unter einem schattenspendenden Baum, ist ein zentrales, ein ganz wichtiges Motiv im Garten. Im Sommer im Schatten von Bäumen, bzw. unter einem Blätterdach zu sitzen, ist durch die Verdunstung der Belaubung erheblich angenehmer als unter einer Markise, einem Sonnenschirm, Sonnensegel oder Vordach zu sein, wo sich die heiße Luft stauen kann. Daher ist der zu erwartende Schatten, den dieser Baum oder dieser Strauch werfen wird, ein zentrales Kriterium für die Auswahl des richtigen Schattenbaumes.

Blattgröße und Schattenwirkung

Der Schatten, den Bäume werfen, ist unterschiedlich. Gehölze mit einer sehr dichten Belaubung aus großen Blättern werfen einen kompletten, dunklen Schatten. Gehölze mit einer lockeren Belaubung und eher kleineren Blättern werfen einen lichten Schatten. Das bewegte, lebhafte Licht- und Schattenspiel zeichnet ständig wechselnde Muster auf die Umgebung. Durch die größere Luftdurchlässigkeit ist eine solche Situation für den Aufenthalt im Freien bei warmen Sommertemperaturen am kühlsten und am angenehmsten.

Welches Licht ein Garten bekommt, hängt natürlich von seiner geografischen Lage und Ausrichtung ab. Dennoch ist es so, dass man mit der Platzierung und Anordnung der Bepflanzung die Lichtverhältnisse im Garten stark beeinflussen kann. Man kann Licht in den Garten locken, man kann es lenken, zum Beispiel die Abendsonne durch eine Strauchrose hindurch, so dass die Blüten am Abend von hinten beleuchtet lebendig werden. Die unbarmherzige sommerliche Mittagssonne lässt  sich durch ein Blätterdach an und über eine Pergola  abmildern.

Schatten im klassischen, formalen Garten

Auch in den formalen, barocken Gartenanlagen spielt der gepflanzte Schatten eine große Rolle. Viele barocke Gartenanlagen folgen dem Vorbild der Gärten von Versailles und imitieren und variieren deren räumliche Gliederung (André le Nôtre, 1613-1700, oberster Gartenarchitekt von Ludwig XIV.): wenn man nach dem schattenlosen Paterre, das sich dem Schloß anschließt, und den ornamentalen Wasserbecken, über die immer noch voll besonnten Treppenanlagen, auf dem Weg zum großen Wasserbecken, bzw. Kanal am Ende der Gartenanlage, in den Bereich mit den Bosketts kommt, dann begibt man sich mit Erleichterung in den Schatten der Wege mit den geschnittenen Hochhecken. Dort entdeckt man die in den Bosketts versteckten kleineren oder größeren Themengärten, wo es oft lauschige Ecken, Laubengänge oder durch Wasseranlagen gekühlte Räume gibt, die zum Verweilen im Schatten einladen. Umso willkommener ist das, wenn man sich vorher in gleisender Sonne auf ganz offenen Bereichen bewegt hat.

Ein sehr schönes Beispiel für einen solchen Garten haben wir in unmittelbarer Nähe: den Schwetzinger Schloßgarten. Dort gibt es nicht nur die barocke Anlage, mit den oben beschriebenen Elementen, sondern auch einen englischen Landschaftsgarten. Ich habe dort viel über Schatten gelernt.

Entwurf: Christina Dorsch

Realisierung: Thomas Borghoff