Signet Gartengestaltung, Hausgärten, Gartenanlagen und Pflanzplanung Signet Christina Dorsch

Im Garten abtauchen

Auch bei einem guten nachbarschaftlichen Verhältnis, ist es ein ganz natürliches und legitimes Bedürfnis, sich unbemerkt im Garten aufzuhalten. Die Bedürfnisse, wie stark man sich im Garten zurückziehen möchte, sind sehr unterschiedlich. Aber zumindest ein Sitz- oder Liegeplatz im Garten sollte von Blicken von außen abgeschirmt sein. Erst dann kann man komplett abschalten und die Seele baumeln lassen. Je mehr Impulse von außen ausgeschaltet werden können, desto besser gelingt es innere Einkehr zu halten. Kontemplation ist an nur an Orten möglich, die Rückzugsmöglichkeiten anbieten und ein Gefühl von Schutz und Sicherheit vermitteln.

Mauern und andere Sichtschutzelemente

Ich treffe im Zusammenhang mit meiner gartenplanerischen Tätigkeit immer wieder auf Menschen, die sich in ihrem bisherigen Garten nicht richtig wohl fühlen, ohne dass sie wissen woran es liegt. Ganz häufig ist einer der Gründe, dass der hauptsächliche Sitzbereich viel zu einsehbar ist, er befindet sich auf dem „Präsentierteller“. „Ich habe aber ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Nachbarn und muss mich nicht vor deren Blicken schützen“, bekomme ich zu hören – das hat damit gar nichts zu tun. Es hat damit zu tun, wie Räume funktionieren. Über den reinen Sichtschutz hinaus geben Hecken, Bäume, Mauern und andere Sichtschutzelemente Räumen Definition und Halt. Sie filtern Geräusche und schaffen Abstand. Daher geht es in der Planung nicht zuerst um Sichtschutz, sondern um notwendige Raumkanten, die dann unter anderem die Funktion Sichtschutz übernehmen.

Besonders knifflig zu lösen ist der Sichtschutz zuweilen in kleinen Gärten, mit allseitig umgebender Bebauung. Einblicke gibt es oft von oben, in einem Winkel, der sich nicht mit herkömmlichen Holz- oder Metallelementen abdecken lässt, auch eine Hecke darf nicht so hoch wachsen, dass sie dies abdecken könnte. Was also tun?

Visuelle Abgrenzung

Visuelle Abgrenzung wird nicht immer nur auf der Grundstücksgrenze gelöst und auch nicht immer in der Vertikalen, sondern möglicherweise auch horizontal. Es kann durchaus sehr sinnvoll und wirkungsvoll sein den Sichtschutz durch mehrere Elemente an verschiedenen Orten zu erreichen, durch visuelle Addition. Sollten es gar die Gegebenheiten gar nicht anders zulassen, kann man eine Abgrenzung auch durch Ablenkung und Kaschieren verbessern.

Die Auswahl des richtigen Sichtschutzelementes

Es werden eine Vielzahl von vorgefertigten Sichtschutzelementen im Handel angeboten, z.B. aus Holz, aus Metall, Bambus und seit einiger Zeit auch schmale Gabionen. Gegen diese Lösungen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Bei der Auswahl des richtigen Sichtschutzelementes sollte man aber ein paar Dinge beachten. Das Sichtschutzelement soll sich in Material und Farbe an Haus und Garten anpassen und unterordnen. Die schlichteste, undramatischste Variante ist häufig die beste. Das Element selbst soll in den Hintergrund rücken und nicht ins Auge stechen. Oft werden Sichtschutzmaßnahmen auch überdimensioniert und zu stark betont. Sie können eine ganze Gartengestaltung schlichtweg erschlagen. Auch der Einsatz von Gabionen sollte wohl überlegt sein, so effektvoll sie an einer Stelle wirken, so brutal zerstören sie an anderer Stelle einen harmonischen Raumeindruck. Wohingegen herkömmliche Mauern, sei es als in der Art des Hauses verputzte, als Backsteinmauer oder sogar Sichtbetonmauer, völlig zu unrecht verteufelt werden. Gut eingesetzt bringen sie einen wunderbaren, auch unaufdringlichen Schutz. Man sollte dabei auf ornamentale Durchbrüche und Einschlüsse, sowie Modulierungen der Mauerkrone verzichten. Schlichte Mauern können ein wundervoller Hintergrund für Pflanzungen sein. Auch hier ein additiver Effekt. Mauer und Pflanzung in Kombination verdecken nicht nur die Sicht, sondern lassen gefühlsmäßig alles, was sich dahinter befindet, weit weg rücken. Zumal auch Geräusche dadurch wirkungsvoll abgeschirmt werden.

Pflanzen als Sichtschutz

Rein gärtnerisch lässt sich eine Abgrenzung auch hervorragend herstellen. Hat man viel Platz und Anschluss zur freien Landschaft, kann man mit einer mehrreihigen Pflanzung aus heimischen Sträuchern und Bäumen einen wunderbaren Sichtschutz pflanzen, der noch viele weitere Funktionen übernimmt. In kleinen Gärten sind geschnittene Hecken aus Platzgründen oft erheblich sinnvoller. Dafür stehen uns viele Gehölze zur Verfügung. Sehr bewährt haben sich die klassischen Heckenpflanzen Hainbuche, Eibe, immergrüner Liguster. Weniger bekannt, aber auch sehr schön sind Hecken aus Feldahorn oder Kornelkirsche. Diese Heckenpflanzen sind nicht nur in unserem Klima unproblematisch, sondern lassen sich gestalterisch sowohl klassisch als auch sehr modern einsetzen. Gerade die Hainbuche lässt sich sehr schmal halten, wenn die Platzverhältnisse dies verlangen, kann aber auch bei Anpflanzung in 2-3 Reihen zu einem gewichtigen architektonischen Element aufgebaut werden und lässt sich sogar in der unmittelbaren Nähe schon bestehender Bäume erfolgreich ansiedeln, dies gilt im Übrigen auch für die Eibe.

Gräser und Stauden

Es gibt auch Situationen, wo man mit Gräsern und hohen Stauden sehr viel erreichen kann. Auch wenn diese im ausgehenden Winter und Frühling lückig sein werden, so kann man diese gut an Stellen einsetzen, wo der Schutz hauptsächlich im Sommer und Herbst gebraucht wird. Wie wäre es mit einer Lavendelhecke auf einem nach Süden gerichteten Balkon? Manche Lavendelarten schaffen ohne Probleme 1,5m Höhe.

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Entwurf: Christina Dorsch

Realisierung: Thomas Borghoff