Signet Gartengestaltung, Hausgärten, Gartenanlagen und Pflanzplanung Signet Christina Dorsch

Tiere im noch winterlichen Garten

Beim ungeduldigen Warten auf den Frühling helfen mir die winter- und frühblühenden Pflanzen, wie der Jasmin, der Duftschneeball, die Christrosen, die Schneeglöckchen, Winterlinge, Krokusse und andere mehr. Aber auch die Vögel, die in den Wintermonaten die kahlen Bäume und Sträucher ‚beleben‘, unterhalten mich, während ich ausharre. Pflanzen und Tiere, beide gehören in einen Garten.

Nicht nur mit den Augen

Nahrung für alle Sinne – wer einen Garten nur visuell und statisch wahrnimmt, verpasst das Beste. So als würde man bei einem Orchester nur der 1. Geige zuhören. Erst, wenn man den Garten auch riecht, hört und fühlt, man sich darin bewegt, Zeit darin verbringt, sich darauf einlässt, wird es zu einem Konzert, zu einem allumfassenden Erlebnis.

Die Bedeutung der privaten Gärten für den Erhalt der Artenvielfalt steigt

Ein Garten hat viele Dimensionen und Bedeutungsebenen. Man kann ihn aus unterschiedlichsten Blickwinkeln betrachten. Räumlich, architektonisch zum Beispiel, oder künstlerisch und kulturell, dann natürlich botanisch, gärtnerisch – der Garten ist auch ein sozialer Raum, ein Wohnraum, er ermöglicht Entspannung, Regeneration und Begegnung. Darüber hinaus spielen die privaten Gärten auch eine zunehmend wichtige Rolle als Naturerlebnisräume und für den Artenschutz. Sie sollten Lebensraum nicht nur für Pflanzen, sondern auch für verschiedenste Tiere bieten. Wenn alles gut ist, dann ist in einem Garten viel los, angefangen beim Regenwurm, über Bienen, Hummeln, Schmetterlinge, Vögel, Igel, Eichhörnchen etc. Unserem Lebensraum in Städten und Dörfern, nicht nur eine ordentliche Portion Grün zu geben, sondern, die Gärten auch als Lebensraum von Tieren zu sehen, ist ein wesentlicher Aufgabenbereich der Gartengestaltung. Bei der Auswahl der Pflanzen für unsere Gärten sollten Nähr- und Schutzpflanzen, für Vögel und Insekten berücksichtigt werden.

Nahrung und Schutz auch im Winter

Dazu gehört aber auch, dass die Gärten nicht im Herbst leergeräumt werden dürfen. Samen- und Fruchtstände, die den Vögeln im Winter als Nahrung dienen, sollten auch über Winter stehen bleiben, Sträucher dürfen keinen jährlichen Rasenmäher-Schnitt bekommen, damit sie eine arttypische Form ausbilden und Beeren ansetzen können und den Vögeln ungestörten Schutz bieten. Um den Garten winterfest zu machen, sollte man schon alle Geräte wegräumen, Schläuche und Leitungen entleeren – und ansonsten alles liegenlassen, möglichste viel Laub, Geäst und alle Blütenstände der Stauden. Alte Töpfe, leere Säcke oder ähnliches, was eventuell im Garten anfällt, ist Müll und sollte im Garten nicht rumliegen – Laub aber ist kein Müll, sondern ein ganz wertvolles Material im Garten, das im Humuskreislauf im Garten bleiben sollte und vielen Gartenlebewesen als Lebensgrundlage dient. Nur wo dichter Laubfall eine Pflanzung zu ersticken droht, ist es ratsam, es zu entfernen. So beseitige ich zum Beispiel immer das Laub einer Magnolie, das auf meinen Steingarten fällt. An den meisten anderen Stellen bleibt das Laub liegen, bzw. wird von der Unterpflanzung ‚geschluckt‘ und kompostiert.

Rückschnitt mit Sinn und Verstand

Nur die einzelnen Gehölze, die einen Verjüngungs-Schnitt brauchen, werden im Januar oder Februar geschnitten, noch bevor die Brutsaison der Vögel wieder beginnt. Nie alle auf einmal. Das Sein-Lassen von Eingriffen im Garten zum richtigen Zeitpunkt gehört genauso zur richtigen Gartenpflege, wie das rechtzeitige Eingreifen. Denn was nützt es, Nähr- und Schutzpflanzen in den Garten zu pflanzen, wenn im Herbst alle Fruchtstände abgeschnitten werden. Will man in seinem Garten einen Beitrag zur Erhaltung der ökologischen Vielfalt leisten, dann ist es nicht nur das, was in einem Garten steht, sondern auch wie man damit umgeht.

gute Gartengestaltung und Artenschutz

Artenschutz und zeitgemäße Gartengestaltung sind sehr gut miteinander vereinbar. Schon längst bewegt sich die kontemporäre Gartengestaltung weg vom kühlen Formalismus und Minimalismus hin zu dynamischeren Gestaltungs- und Bepflanzungskonzepten (Stichworte: ‚Dutch Wave‘, New German Style‘, ‚Black Box Gardening‘, Präriegarten, ‚Urban Gardening‘) zu mehr Farbe, mehr Vielfalt, hin zu neuen kreativen Formen und Konzepten. Die neuen Ansätze beinhalten, dass man Kontrolle öfter aufgibt und eine Beobachterrolle einnimmt. Eine gute Übung, um die Wahrnehmung zu schulen. Ein gutes räumliches Gestaltungskonzept und eine stimmige initiale Pflanzenauswahl zugrunde gelegt, kann man sich ruhig mal der Kontemplation und dem Müßiggang hingeben. Es genügt oft, nur vorsichtig einzugreifen, um zu regulieren, und Veränderungen lässt man grundsätzlich zu. Wenn sich neue Pflanzen von alleine ansiedeln, weil sie sich gerade an diesem Platz besonders wohl fühlen, dann ist das möglicherweise ein echter Gewinn. Daran kann man selbst wachsen und reifen.

Sehen lernen

Von Zeit zu Zeit ist es spannend, und wie ich finde wichtig, die eigenen Sehgewohnheiten und -erwartungen zu überprüfen, und sich zu fragen, inwieweit die gängigen Gartenmagazine die eigenen Vorlieben vorgegeben haben und ob sich dies nicht um persönlichere, andere und neue Blickwinkel und Perspektiven erweitern lässt.

Mir selbst ist es über die Jahre immer wichtiger geworden, in meinem Garten nicht nur die Pflanzen zu beobachten. Den Winter zu ertragen und dabei die Verbindung zum Garten zu halten, dabei helfen mir die vielen Vögel, die zu uns kommen. Und wenn ich später ungeduldig auf die großen orangefarbenen Mohnblüten warte, dann auch deshalb, weil sie von der großen schwarzblau schimmernden Holzbiene besucht werden.

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Entwurf: Christina Dorsch

Realisierung: Thomas Borghoff